2020 Parzellen
Der zehnte Kalender widmet sich dem Thema Pazellen und zeigt verschiedene Bereiche der Gesamtgemeinde mit vielen Details und interessanten Informationen. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine eindrucksvolle Zeitreise vom Schliffkopf bis nach Schönmünzach, bei der viele bisher unveröffentlichte Aufnahmen zu sehen sind.
1940 Baiersbronn Bahnhof
Mit dem Bau der Eisenbahn 1901 kamen immer mehr Erholungssuchende nach Baiersbronn. Erste Adresse für den ankommenden Gast war das Hotel zum Bahnhof. Als 27 Jahre später im Jahre 1928 auch der letzte Lückenschluss mit der Badischen Seite vollzogen war konnten die Besucherzahlen noch einmal gesteigert werden.
1909 Baiersbronn Höferköpfle
Der kleine Hügel zwischen Sankenbachtal und Bergergrund war schon früh Schauplatz großer Wintersportwettkämpfe. So auch am 14.02.1909 als über 2.000 Besucher die Sportler anfeuerten. Auf der anderen Talseite hinter dem Friedhof ist noch nichts zu sehen vom 1913 wieder aufgebauten Simonshof. Dieser war 1911 neben der Kirche völlig abgebrannt. (siehe Monatsblatt Juni).
1900 Buhlbach Glashütte
In der Buhlbacher Glashütte wurden täglich bis zu 8.000 Champagnerflaschen produziert. Aufgrund steigender Nachfrage baute man links der Straße eine weitere Glashütte. Die Parzelle entwickelte sich prächtig, denn es gab genügend Arbeit, Wohnungen, eine Schule, ein Wirtshaus (Löwen), ein Turbinenhaus für elektrischen Strom (rechter Schornstein) und sogar eine eigene Krankenkasse in die alle Strafen einbezahlt werden mussten.
1911 Tonbach Kohlwald
Hier befand sich einst eine Köhlersiedlung und auch im hinteren Tonbachtal sind noch manche „Überreste“ der Köhlerei, der Rußbrenner und Salbeofen zu finden. Ein Salbeofen diente in früheren Zeiten zur Gewinnung von Karrensalben und Teerölen. Die harzigen Holzscheite wurden so stark erhitzt, dass das Harz auslief und anschließend zu Teerwasser, Kienöl, Wagenschmiere, Holzteer und Pech weiter verarbeitet werden konnte. Bis ins 19. Jahrhundert standen hier ringsum in den Wäldern eine Vielzahl solcher Salbeöfen. Die Tanne (4.Geb. v.li.) und die Traube (Geb. o.re.) boten schon damals für die Fuhrleute und Waldarbeiter die erste Einkehr- und Rastmöglichkeit im hinteren Tonbachtal bevor man sich auf den weiteren Heimweg begab.
1929 Baiersbronn Reutesägemühle
Der Name Reute bedeutet „gerodete Berghalde“. Der Wohnplatz gegenüber dem Dorf hat sich von der Parzelle „Stöck“aus verbreitet. Dicht am Steilhang des Stöckerkopfes gelegen steht die Bauernsägemühle. Heute steht an dieser Stelle das Gebäude von Gipser Bischoff und es ist nur noch der Kanal übrig geblieben, der die Sägemühle und den Klotzweiher mit Wasser versorgt hatte. Links befindet sich das Gebäude der heutigen Kellerassel.
1932 Schliffkopf
Nachdem Baiersbronner Skiläufer 1911 auf dem Schliffkopf eine Skihütte gebaut hatten und 1920 unweit der Hütte einen Heldengedenkstein errichtet hatten, kam der Gedanke auf auch ein Gedächtnishaus zu bauen. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Forstbehörde und dem Versuch die Finanzierung über Bausteinverkäufe, Lotteriegewinne und Preisausschreibungen auf die Beine zu stellen, konnte das Gebäude am 9. Oktober 1932 eingeweiht werden. Die Gemeinde Baiersbronn beteiligte sich mit einer Spende von 8.000 Mark und dem unentgeltlich zur Verfügung gestellten Bauplatz.
1890 Baiersbronn Dorf
Diese Aufnahme ist eine der ältesten Fotos vom „Flecken“ mit Blick hinunter auf die Krottenau (Krötenwiese), so nannte man die sumpfige Wiese wo heute Rosenplatz, Grundschule, Schwarzwaldhalle und Schwimmbad zu finden sind. Außer der Rose sind in der Forbachstraße im unteren Dorf nur eine Hand voll Häuser zu sehen. Auch die Freudenstädter Straße ist völlig ohne Bebauung. Das Besondere an dieser Aufnahme ist der große Simonshof hinter der Marienkirche, der als einziges Gebäude den großen Dorfbrand vom 20. April 1791 überstanden hatte. Leider ist dieser Bauernhof 1911 völlig abgebrannt und wurde 1913 in der Alte Reichenbacher Straße wieder aufgebaut, wo er heute noch steht.
1937 Schönmünzach In den Auen
Die Schwimmbäder von Obertal, Klosterreichenbach und Schönmünzach wurden im Jahre 1936 gebaut und existieren noch heute. Hier in den Auen zwischen Murg und Eisenbahnlinie weitet sich die Felsenenge zu einer weitläufigen Grünfläche. Heute befinden sich hier etliche Betriebe und die Schule. Eine durchgängige Bahnverbindung nach Baden war erst ab 1928 vorhanden. Zuvor endete diese in Klosterreichenbach (1901) und Forbach (1910) und die Reisenden mussten für das Zwischenstück auf die Postkutsche oder ab 1912 auf den Postbus umsteigen.
1900 Friedrichstal Hüttenwerk
1763 wurde mit der Gründung einer Hammerschmiede und eines Hochofens im heutigen Friedrichstal das bisherige Hüttenwerk Christophstal (1604) erweitert. In den folgenden Jahren wurde das komplette Werk nach Friedrichstal verlegt, da der Platz im schmalen Christophstal nicht mehr ausreichte. August Pulvermüller (1769-1858) reiste 1803 nach Österreich um dort mehr über die Stahlfertigung zu erfahren und mittels Handzettel die Tiroler Arbeiter nach Friedrichstal abzuwerben. Schon zwei Jahre später gelang ihm 1805 der Durchbruch in der Stahlproduktion mit dem Herdfrischverfahren.
1917 Kniebis Lamm
Das 1830 erbaute Kurhotel Kniebis-Lamm gehörte zu den bekanntesten an der Schwarzwaldhochstraße. In der Bauernstube des Hotels stand der Spruch: „Der Kniebis und’s Lamm, die gehör’n zusamm“. Rechts erkennt man die beiden Grenzschilder – das runde markiert das Königreich Württemberg, das eckige das Großherzogtum Baden. Noch heute spricht man vom „Badischen-“ und vom „Württembergischen-Kniebis“.
1909 Schönmünzach Sommerberg
Unten stehen noch die Gebäude der Glashütte Schönmünzach, in der im Gegensatz zur Glashütte Buhlbach bis 1902 Flachglas hergestellt wurde. Aufgrund der fehlenden Bahnverbindung (erst ab 1928) war der Betrieb nicht mehr rentabel und die Schließung ein großer Schock für den ganzen Ort. Die katholische Kapelle auf dem Sommerberg wurde eigens für die Arbeiter der Glasfabriken und ihre Angehörigen gebaut und leider 1967 abgebrochen..
1918 Mitteltal Siedichfür
Zu diesem besonderen Flurname schreibt Lehrer Günther: Siehdichfür ist ein ganz sonderbarer Name, aber leicht zu erklären, sagt er doch jedem, der dort vorbei geht: „sieh dich vor!“ – „pass gut auf!“. Dort ging in alter Zeit auf der Schattenseite des Tales ein schmaler Fußpfad zu Burg Tannenfels, der wegen der Überwachung durch die „Raubritter“ nicht ungefährlich war. Seit über 200 Jahren ist dort am steilen Hang bei der ehemaligen Murgtalschanze gerodet und gesiedelt worden.
1950 Ruhestein
Der Bergpass zwischen Murgtal und Achertal ist unter dem alten Flurname „Ruhestein“ bekannt. Wenn die Menschen früher den schmalen Passweg zu Fuß mit Tragtieren und Tragkörben herauf kamen ruhten sie sich auf Höhe des Passes aus, indem sie ihre Traglasten auf einem großen Stein absetzten, um dann gestärkt wieder weiter gehen zu können. Erst 1863 wurde die neu gebaute Ruhesteinstrasse eingeweiht und bereits ein Jahr später baute der in Mitteltal geborene und gelernte Küfer Michael Glaser das erste Wirtshaus auf dem Ruhestein. 1869 übernahm Louis Klumpp das Anwesen und baute das hier abgebildete Ruhesteinhotel, das leider 1972 abgerissen wurde.