2017 Menschen

Der siebte Kalender widmet sich dem Thema: Menschen. Diese Ausgabe befasst sich mit Bewohnern des oberen Murgtales und zeigt Szenen aus Alltag, Beruf und Freizeit. Lassen Sie sich mitnehmen auf einen eindrucksvollen Spaziergang vom Schliffkopf bis in den Mittellangenbach, bei dem viele bisher unveröffentlichte Aufnahmen gezeigt werden.

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Titelbild 1938 Baiersbronn Schmied-Bäuerin

Im Oberdorf, unterhalb des Gasthauses Anker, stand einst der große Bauernhof der Schmied-Bäuerin Emma Haist. Ihren Namen verdankt sie der gegenüberliegenden Schmiede von Friedrich Nübel. Die Ehe mit Adam Haist blieb kinderlos und alle Mitbewohner und Nachbarn halfen in der Landwirtschaft tatkräftig mit. Kaum jemand besaß ein Fernsehgerät und so traf sich die ganze Nachbarschaft abends auf der Sitzbank am Fuße der großen Holztreppe zum Austausch der neuesten Nachrichten.

Die Monatsblätter mit vielen interessanten Erläuterungen sind nachfolgend abgebildet:


1913 Schliffkopf Schindlerhütte

Zwanzig Jahre vor dem Bau des Schliffkopf Gedächtnishauses bauten 1911 begeisterte Skifahrer aus Baiersbronn auf 1.000 m Höhe eine Skihütte. Mit von der Partie waren unter anderen der spätere Bürgermeister Eugen Berger, Otto Kläger, Gottfried Bernhardt (Hirschwirt) und Jörg Schindler, unter dessen Namen die Hütte bis zum heutigen Tag bei den Einheimischen als „Schindlerhütte“ bekannt ist. Mühsam aber romantisch beschreiben die ersten Besucher den Aufenthalt in der „Wildnis“. Ständig dabei waren Ziehharmonika, Geige und Gitarre, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Hütte zum Einsatz kamen. Das Foto zeigt den Hirschwirt Gottfried Bernhardt an der Gitarre zusammen mit seinen Kameraden.

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1971 Baiersbronn Rotkreuz-Gaiser

Walter Gaiser (*1928 †1980) arbeitete beim Fernmeldeamt und war nebenberuflich auch als Sanitäter tätig. Sichtlich stolz war er als er zusammen mit „Kino-Müller“ den neuen Krankenwagen (Binz-Aufbau basierend auf dem Mercedes-Benz W 120) aus Lahr abholen konnte. Die Aufnahme entstand vor dem Haus der „Schmied-Bäuerin“ und im Hintergrund ist die im Titelbild erwähnte Treppe sowie die Sitzbank gut zu erkennen. Mit viel Freude und Einsatzbereitschaft verrichtete er seine Dienste und war daher bei der Bevölkerung sehr beliebt. Obwohl er mit nur 52 Jahren nach schwerer Erkrankung viel zu früh verstarb, ist er bis heute bei den Einheimischen in guter Erinnerung geblieben und wenn in Baiersbronn vom Rotkreuz-Gaiser gesprochen wird ist jedem klar, wer gemeint ist.

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1910 Obertal  Waldarbeiter  

In der Oberförsterei Buhlbach arbeitete ab 1933 Förster Stotz, der seinen Vorgänger Förster Traub beerbte und wie dieser auch das Jägerhaus zwischen Obertal und Ruhestein betreiben musste. Auf einer Terrasse wurde den Kurgästen und Durchreisenden Kaffee und Kuchen gereicht. 1936 wurde das Jägerhaus verkauft und das Försterehepaar zog ins Forsthaus am Ortsausgang von Obertal. Als in den Wirren des 2. Weltkrieges Förster Stotz vermisst wurde, musste die Stelle neu besetzt werden und der damals 28-jährige Otto Würth aus Baiersbronn übernahm 1949 das Revier. Die Frage vom damaligen Förster Weitbrecht sen. ”..was er den ausgefressen habe, dass man ihn hierher schicke..?” ließ zunächst nichts Gutes erahnen, doch allen Befürchtungen zum Trotz leitete der heute 95-jährige Förster Würth sein Gebiet mit viel Geschick 36 Jahre lang bis er im Oktober 1985 in den Ruhestand ging.

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1933 Schliffkopf Friedrich & Friederike Fahrner

Als 1932 das Gedächtnishaus auf dem Schliffkopf eingeweiht worden war begeisterte dies nicht nur Gäste und Erholungssuchende von auswärts, sondern auch viele Einheimische. Der erste Pächter Christian Fahrner hatte anfangs Sägewerkmaschinen gebaut und nutzte mit Entstehung des Gedächtnishauses die Chance, sich beruflich zu verändern. Seine Schwiegereltern – Rappenwirt Friedrich Fahrner (*1866 †1948) und seine aus der Rose stammende Frau Friederike (*1866 †1939) kamen regelmäßig mit der Kutsche zu den Kindern auf den Schliffkopf, um ein paar Tage auszuspannen. Auch schon damals gab es Winter ohne Schnee und die Besucher genossen dann zu Fuß – ohne ihre Ski – die Natur und die Ruhe. So taten es auch die Großeltern zusammen mit Enkel Fritz an diesem schönen, sonnigen Tag in mitten der schönen Landschaft.

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1964 Schönmünzach Lokführer

Am 14. Juli 1928 startete der Einweihungszug für die Bevölkerung zur Eröffnung des letzten Teilstückes der Murgtalbahn von Raumünzach bis Klosterreichenbach. 27 Jahre hatte es gedauert bis die Murgtalbahn durchgängig befahren werden konnte. In Schönmünzach hatten die Züge wegen des dort erfolgenden Lokwechsels einen längeren Aufenthalt. Diesen nutzen nicht nur die Fahrgäste, sondern auch wie auf dem Bild ersichtlich die Lokführer für eine Pause. Hier gab es auch einen Lokschuppen für zwei Lokomotiven und es konnte Wasser nachgetankt werden, bevor es dann weiter in Richtung Baiersbronn u. Freudenstadt ging.

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1925 Baiersbronn Hackerinnen Hirschkopf

Neben der Landwirtschaft war der Wald und die Forstwirtschaft mit all ihren Bereichen lange größter Arbeitgeber im oberen Murgtal. Viele junge Frauen arbeiteten als Pflanzerinnen oder Hackerinnen, die jeweils einem bestimmten Revier zugeordnet waren. Wenn dann die harte, körperliche Arbeit durch die Arbeit eines Fotografen unterbrochen werden musste, war dies eine willkommene Abwechslung. Das Bild zeigt die Hackerinnen vom Hirschkopf zusammen mit ihrem Revierförster. Warum einige mit einer Flasche posieren ist nicht bekannt.

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1934 Mitteltal Johannes Frey

Der 1895 geborene Johannes Frey kam 1925 von Unterwaldach nach Mitteltal. Seine Fähigkeiten konnte er bestens einbringen, egal ob bei den Arbeiten in der Landwirtschaft oder beim Umgang mit den Fuhrwerken. Die Pferde „Max“ (li.) u. „Moritz“ (re.) waren viele Jahre treue Helfer. Die Tiere waren sehr zuverlässig, ob im Sommer auf dem Feld oder im Winter beim Räumen der Wege und Straßen mit dem hölzernen Bahnschlitten bis hinauf auf den Ruhestein.

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1950 Ruhestein Karl Braun

In den Nachkriegsjahren hatten die jungen Menschen nicht viel Möglichkeiten ihre Freizeit zu gestalten. Da kam eine Ausfahrt mit Motorrad und Freunden immer gelegen. Lange Ausfahrten waren nicht erforderlich, da sich die beliebtesten Ziele – wie heute – in der näheren Umgebung befanden. So wundert es einen nicht, dass man die jungen Baiersbronner oft auf dem Kniebis, Schliffkopf, Ruhestein, Mummelsee oder der Darmstädter Hütte antreffen konnte. Blieb man über Nacht, wurde Sack und Pack auf einem Anhänger geladen und nicht selten saß eine dritte Person oben drauf, so dass möglichst viele am Ausflug teilnehmen konnten. Das Foto zeigt Karl Braun (weiße Mütze) mit Freunden vor dem Ruhesteinhotel.

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1898 Baiersbronn Familienkapelle Züfle

Nicht von ungefähr hat die Fremdenpension Schönblick ihren Namen. Hoch oben am Waldrand über Baiersbronn gelegen hatte man einen wahrlich schönen Blick. Vater Züfle war in seiner Militärzeit bei der Musik und hatte daher eine Familienkapelle gegründet, die bei gutem Wetter in der Gartenwirtschaft musizierte. Das Musizieren hörte man hinunter bis zum Rathaus und viele kamen dann die steile „Staig“ herauf, um der Kapelle zuzuhören und bei bester Aussicht den einen oder anderen guten Tropfen zu genießen. Man spielte zu Hochzeiten und sogar 1899 beim dreihundertjährigen Jubiläum der Stadt Freudenstadt zum Empfang des Königs.

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1950 Baiersbronn Luise Rothfuß u. Regine Würth

Regine Würth war oft im Wald zum Sammeln von Pilzen oder Heidelbeeren. Wenn die tägliche Arbeit verrichtet war traf man sich gerne mit der Nachbarschaft auf dem „Sitzbänkle“ vorm Haus. Man las die Zeitung und tauschte sich über die Neuigkeiten im „Flecken“ aus oder hatte wie „Strick-Luise“, die ehemalige Handarbeitslehrerin, die Stricksachen dabei. Fernsehen oder Radio hatten nur wenige und in dieser Zeit waren vor allem der Postbote und Bäcker die wichtigsten „Überbringer“ von Neuigkeiten aus dem Ort und den angrenzenden Teilorten.

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1952 Mittellangenbach Förster Haist

Das Revier von Förster Haist lag im Schifferwald jenseits des Langenbachs. Morgens um 7.00 Uhr trafen sich die Hackerinnen bei ihm zuhause, um dann gemeinsam in den Wald zu gehen. Bis hinauf zum Blind- und Schurmsee oder westwärts Richtung Wildsee u. Hornisgrinde erstreckte sich das Gebiet. Wenn er morgens schon seine Runde gedreht hatte, trauten sich die Frauen über Mittag ins 20min. entfernte Hundsbach zu gehen. Kam er dann mittags doch noch einmal vorbei, hörten sie ihn oben schon pfeifen als sie zur Arbeit zurückkehrten. Wenn er im dichten Unterholz Rotwild vermutete, mussten die Frauen hin und wieder die Tiere heraustreiben, doch meist waren die Rehe schneller als der Förster und sie entkamen.

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1918 Baiersbronn Schülerwettkampf

Durch den unermüdlichen Einsatz begeisteter „Ski-Pioniere“ aus Tonbach – allen voran Lehrer Knapp und Müller – wurde in Baiersbronn und den weiteren Teilorten schon um die Jahrhundertwende bereits in den Grundschulen Skilauf unterrichtet. Deshalb sind auch Schülerwettkämpfe von je her fester Bestandteil des Schulsportes. So wie hier auf dem Höferköpfle, wo auch viele offizielle Skimeisterschaften stattfanden, waren die Schüler immer mit voller Begeisterung bei der Sache. Nicht selten kamen Ski der Marke „Eigenbau“ zum Einsatz, da für eine richtige Skiausrüstung das Geld gefehlt hatte.

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