2016 Gasthäuser

Der sechste Kalender widmet sich dem Thema: Gasthäuser. Gezeigt werden unbekannte Gasthäuser, die nur noch wenige kennen, sowie die Anfänge unserer Sterne-Gastronomie, die sich aus einfachsten Verhältnissen entwickelt hat. Mit vielen interessanten Aufnahmen von der Schwarzwaldhochstraße bis hinunter nach Schwarzenberg laden wir Sie ein, mit uns auf eine gastronomische „Baiersbronner Zeitreise“ zu gehen.

00 - Titel - 1930 Baiersbronn Ochsen reduz 600

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Titelbild 1930 Baiersbronn Ochsen

Zwischen Rathaus und Pfarrhaus stand einst der Ochsen am Kirchplatz neben der Marienkirche, wo sich heute die Bushaltestelle befindet. Im Jahre 1905 wurde hier in der Gastwirtschaft der Familie Faißt der Schneeschuhverein Baiersbronn gegründet. Jahre später hatte man 1945 das Gebäude als Altersheim für Frauen eingerichtet. Durch den strengen Winter waren die Leitungen eingefroren und man versuchte diese mit Lötlampen wieder aufzutauen. Hierbei geriet am 13.01.1945 das Gebäude in Brand, wobei zwei Frauen an Rauchvergiftung starben und eine bei ihrer Rettung schwer verletzt wurde.

Die Monatsblätter mit vielen interessanten Erläuterungen sind nachfolgend abgebildet:


 1910 Kniebis Lamm

01 - 1910 Kniebis Lamm reduziert

Mit 80 Betten war das Kurhotel Kniebis-Lamm das zweitgrößte Haus im weiteren Umkreis. Nur das Kurhaus Ruhestein hatte mit 100 Betten mehr Kapazität zu bieten. Der Besitzer Karl Gaißer warb 1955 sogar schon mit einem eigenen Freischwimmbad. Ideal gelegen direkt an der Schwarzwaldhochstraße lud das Hotel alle Durchreisenden zur Übernachtung oder einem kurzen Rast ein. An heißen Tagen servierte man den Gästen auch gerne im schattigen Waldstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Speisen und Getränke. Der Förster mit Hund, der Postbote und ein Fuhrmann genießen den guten Tropfen, den die Hausdamen servieren. Im Hintergrund haben sich die Zimmermädchen für den Fotografen aufgestellt.

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1913 Baiersbronn Bahnhofshotel

02 - 1915 Baiersbronn Bahnhofshotel reduziert

Vom damaligen Bahnhofshotel ist heute nichts mehr zu sehen. Es wurde 1901 zeitgleich mit der Eröffnung der Bahnlinie gebaut und zählte neben dem Postamt zu den ersten Gebäuden, die die ankommenden Gäste zu Gesicht bekamen. Schon früh hatte man sich auf den zunehmenden Tourismus eingestellt, der durch die nun durchgängige Bahnverbindung zusätzlich positiv beeinflusst wurde und den Kurgästen eine angenehmere Anreise als mit der Postkutsche ermöglichte. In den siebziger Jahren wurde es abgerissen und an gleicher Stelle die Kreissparkasse gebaut.

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1882 Tonbach Traube

03 - 1882 Tonbach Traube reduziert

1789 eröffnete Tobias Finkbeiner, der eines der ersten Häuser im forstwirtschaftlich aufblühenden Tonbachtal baute, eine Schänke für durstige Holzfäller, Köhler, Harzbrenner und Fuhrleute. Der damalige Gastraum der „Traube” ist die heutige Bauernstube. Sohn Ludwig lernte Bäcker und bereicherte die Wirtschaft um eine Bäckerei. 1812 zog er mit 24 anderen Rekruten aus der Umgebung in Napoleons Russlandfeldzug. Er kehrte als einziger der 25 zurück und ging als „Napoleons-Bäck” in die Heimatgeschichte ein. Später erwarb Enkel Johann Georg das Brennrecht und destillierte im Keller vor allem Kartoffeln, Rüben, Kernobst, Wildkirschen und Heidelbeeren. 1890 kredenzte Urenkel Friedrich – zusätzlich zum Bier und Most – erstmals Wein. Er wurde per Ochsenfuhrwerk aus dem Badischen geholt. Seine Versuche, auf dem heutigen Hotelgelände Reben anzubauen, fruchteten nicht und er installierte eine Mosterei, die auch andere Tonbacher nutzen durften.

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1902 Baiersbronn Sternen

04 - 1902 Mitteltal Sternen reduziert

Die Geschichte des Sternen geht weit zurück bis ins Jahr 1778 als Christian Trück von der „Thalmühle-Mitteltal“ heiratete und sich an der kurz zuvor erbauten Talstraße ein Haus mit Schreinerwerkstatt baute. Im Baiersbronner Steuerbuch 1813/14 heißt es erstmals „Schreiner und Gaßenwirth“ und das über 22 Jahre lang. Ab 1836 wurde der Name „Gaßen“ gestrichen und durch „Sternen“ ersetzt. Im Jahre 1950/51 wurden die beiden an der Straße stehenden Gebäude durch einen Zwischenbau miteinander verbunden. Nur 15 Jahre später – also 1967 – musste das Haus abgerissen und ein neuer Standort gewählt werden, da die Ruhesteinstraße ausgebaut und begradigt werden sollte. Diese führt bis heute mitten durch den ehemaligen Hausstandort.

Fündig wurde man auf dem Berg über dem alten Sternen mit Blick auf Mitteltal und zur Winterseite. Durch eine spezielle Ausbildung in Straßburg hatte sich Rudolf Morlok sen. sen. als einer der ersten Konditormeister im Murgtal einen Namen gemacht.

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1948 Baiersbronn Anker

05 - 1948 Baiersbronn Anker reduziert

Vormals gab es im Oberdorf viele Bäckereien und zwischen Winkelbäck beim Hotel Rappen und Rundblickbäck lag der Ankerbäck mit dem Gasthaus Anker. Bei Ankerwirts-Sieger, der mit richtigem Namen Siegfried Züfle hieß, trank man gerne nach Feierabend noch ein Bier und spielte Karten. Solange es noch kein Vereinsheim gab kamen nicht nur die Sportler des SV Baiersbronn gerne ins Lokal, sondern man hielt im Ankersaal in den oberen Stockwerken auch Hochzeiten, Versammlungen u. Vereinssitzungen ab. War das Lokal geschlossen nutzten viele den zweiten Eingang durch die Backstube und sicherten sich so ihren „Schoppen“ oder eine Runde Binokel, Schafskopf oder Skat.

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1950 Klosterreichenbach Lamm

06 - 1950 Klosterreichenbach Lamm reduziert

Neben dem Schützen war das Gasthaus Lamm bei den Einheimischen ein Haus mit Tradition. Eine große Treppe führte hinauf in den oberen Bereich wo sich der Gastraum befand. Dort traf man sich zum Stammtisch und zum Kartenspiel. So auch der Bahnhofsbäck von Röt, wenn er zuerst im Schützen und dann im Lamm vorbei kam, um seine im Krädda (Kratten, Weidekorb) befindlichen Weissbrote und Brezeln zu verkaufen. Vom Erlös blieb oft nicht viel übrig, wenn dann bei Bier und Kartenspiel zuviel „hängen“ blieb. Dann war er froh, wenn das restliche Kleingeld noch für die Heimfahrt mit der Bahn gereicht hatte.

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1901 Mitteltal Kranz

07 - 1901 Mitteltal Kranz reduziert

Bei einem Familienbesuch im Schwarzwald lernte 1937 Hermine Bareiss ihren zukünftigen Ehemann – den Revierförster Jakob Bareiss -kennen. Als 1945 in den letzten Kriegstagen die Familie ihren Vater verlor stand die junge Witwe mit ihren zwei kleinen Kindern vor dem Nichts. Unbeirrt vom schweren Schicksalsschlag übernahm sie 1947 in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Gasthaus Kranz in Mitteltal, das sich zur Freude der neuen Gastgeberin sehr gut entwickelte. 1950 kaufte sie einen Bauplatz im Gärtenbühl, wo am 1. Mai 1951 das Kurhotel Mitteltal entstand und mit 25 Betten eingeweiht werden konnte. Dank Ihrer Schaffenskraft und Liebe zur Gastronomie hatte Sie das Fundament für das heutige Hotel Bareiss gelegt und kann zurecht als Pionierin der Baiersbronner Ferienhotellerie bezeichnet werden.

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1908 Obertal Sonne

08 - 1908 Obertal Sonne reduziert

Das Wirtshausschild trägt die Jahreszahl 1877 und der Bau dürfte damals sicher etwas bescheidener gewesen sein. Paul Finkbeiner hatte sich bestens eingestellt auf die Gäste, die zur Jagd oder zum Wandern ins obere Murgtal gekommen waren. Zum Entspannen wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein kleiner Park mit Springbrunnen angelegt. Als königlicher Hoflieferant hatte er mit seiner Waldbeerenbrennerei beste „Verdauungshilfen“ anzubieten. Dazu gehörte feinster Schwarzwälder Waldkirsch-, Brombeer-, Heidelbeer-, Wacholder- und Himbeergeist.

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1932 Schliffkopf – Gedächtnishaus

09 - 1932 Schliffkopf Gedächtnishaus reduziert

Schon 1911 bauten begeisterte Baiersbronner Skiläufer auf dem Schliffkopf eine Skihütte. 1921 regte Paul Dinkelacker an, auf dem Schliffkopf ein Gedächtnishaus zu errichten. Die Gemeinde Baiersbronn schenkte 60 a Baugrund sowie einen Betrag von 8.000 RM für den Neubau. Am 11. Juli 1931 versenkte Konsul Erwin Klingler den Grundstein und am 09.10.1932 konnte das neu erbaute Schliffkopf-Gedächtnishaus eingeweiht werden. Von 1932 bis Ende 1962 übernahm das Pächterehepaar Berta und Christian Fahrner die Bewirtschaftung. Anfang 1963 übergaben diese den Betrieb an den Sohn Erich und seine Frau Lore, die ihn bis zum Jahre 1991 leiteten. Es folgte die Übergabe an die nächste Generation und die Söhne Erich und Heiko Fahrner mussten in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1991 einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen als das Schliffkopf-Hotel restlos niederbrannte und dadurch das Lebenswerk von drei Generationen völlig zerstört wurde. Dennoch haben sie das Hotel mit viel Mut und neuen Ideen wieder aufgebaut.

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1950 Schwarzenberg Sackmann

10 - 1950 Schwarzenberg Sackmann reduziert

Mit einem Café und einer Pension hatte 1927 alles angefangen als Christian Sackmann und seine Frau das kleine Haus an der Murg in Schwarzenberg kauften und die Grundlage für das heutige Wellness- und Genusshotel geschafft hatten. 1950 übernahmen Anita und Reinhold Sackmann das 18-Betten-Haus und man hatte für die ständig wachsende Anzahl von Gästen sogar einen eigenen „Badestrand“ am Ufer der Murg eingerichtet. Heute prägen deren Kinder Jörg Sackmann nebst seiner Familie und Waltraut Wagner den Betrieb, der mittlerweile 120 Gäste beherbergen kann.

Die 4. Generation ist bereits im Hotel aktiv. Nico und Daniel Sackmann haben die Leidenschaft für Küche und Hotel vom Großvater und Vater geerbt und sind engagiert, dem Sackmanns weitere Würze zu geben.

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1920 Baiersbronn Schönblick

11 - 1920 Baiersbronn Schönblick reduziert

Nach Eröffnung der Zahnradbahn 1901 entstand unten an der Bahn das Bahnhofshotel und oben am Waldrand die Fremdenpension Schönblick der Familie Züfle. Bereits 1905 musste aufgrund reger Nachfrage erweitert werden. Vater Züfle war in seiner Militärzeit bei der Musik und hatte daher eine Familienkapelle gegründet, die bei gutem Wetter in der Gartenwirtschaft musizierte. Man spielte zu Hochzeiten und sogar 1899 beim dreihundertjährigen Jubiläum der Stadt Freudenstadt zum Empfang des Königs.

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1911 Ruhestein Ruhesteinhotel

12 - 1911 Ruhestein Ruhesteinhotel reduziert

Michael Glaser aus Mitteltal erbaute ein Jahr nach Einweihung der neuen Passtrasse im Jahr 1864 ein kleines Wirtshaus auf dem Ruhestein. Die Fuhrleute mit ihren Pferdewagen und die Handelsreisenden waren froh, hier einkehren zu können. Bei schweren Unwettern im Sommer oder in schneereichen Wintern wurde das Haus vielen zum rettenden Zufluchtsort. 1869 verkaufte der erste Ruhesteinwirt sein Anwesen an den von der Kniebiser Mühle stammenden Louis Klumpp und wanderte nach Amerika aus. Den Eheleuten Klumpp wurden 16 Kinder geschenkt, wovon 13 überlebten. Ihr „Kurhaus Ruhestein“ war vor dem 2. Weltkrieg mit über 100 Betten das größte Hotel der Gegend.

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